Am Beispiel Bauernhaus
Holger Neuwirth
 
Steiermark / Ligist / Grabenwarth 16 / vulgo Thommi / 189/10

Das Anwesen "vulgo Thommi" besteht aus einem Wohnhaus und einem Wirtschaftsgebäude und befindet sich an der Straße nach Ligist am nördlichen Ende von Grabenwarth. Auf einem aus Steinplatten mit Mörtelbindung errichteten Mauergeviert im leicht nach Norden abfallenden Gelände ist das Wohnhaus in Holzblockbauweise errichtet. Der nördliche Teil des Mauergevierts bildet, unter geschickter Ausnutzung des Geländes, einen von außen zugängigen Kellerraum mit Lehmboden, der durch eine Balkendecke mit einfacher Brettlage nach oben abgeschlossen wird.


Das Erdgeschoß besteht aus vier Räumen (Vorhaus, Wirtschaftsraum/Backofen, Stube und Kammer); dem Haustor gegenüber ist außen ein überdeckter Jausenplatz mit Eckbank und Tisch vorgelagert.

Die erste Balkenlage der Blockwand hat eine stärkere Dimension und kragt an den Ecken etwas weiter aus, als die darüber liegenden Hölzer. In 2/3 der Höhe der aufgehenden Blockwand mit kleinen quadratischen Kastenfenstern kragen die Balkenlagen stufenweise immer weiter aus bis zur liegenden Fußpfette und bilden dadurch einen regengeschützten Umgang rund um das Haus.(Vordach).
Das Vorhaus mit der Dachbodenstlege besitzt eine einfache Balkendecke mit Brettauflage, von hier werden die drei restlichen Räume erschlossen. In der Stube ist die Pfostendecke über einem Mitteltram mit Sternverzierung am sorgfältigsten gearbeitet. In der Kammer liegt über dem Haupttram eine zweite Balkenlage, die mit einfachen Brettern abgedeckt ist.
Die Außen- und Innenwände des Blockbaues und die beiden Deckenträme kragen in allen Richtungen aus und bilden das Auflager für den Dachstuhl. Zuerst eine Sparrendachkonstruktion (Schersparrendach) mit Strohdeckung, wurde er beim Umwechseln auf eine Falzziegeldeckung durch Mittelpfetten auf stehenden Stuhlsäulen unterstützt. Auf den Holzdecken der Stube und der Kammer ist im Dachboden ein Lehmschlag aufgebracht. Die nördliche Giebelseite ist zur Gänze am ersten Sparrenpaar (Flugsparren) verschalt und besitzt die traditionelle Dreiteilung.Das Firstdreieck (vom Kehlbalken bis zum First) wird am Sparren außen verschalt, das darunter liegende Giebeltrapez ist an der Sparreninnenseite befestigt und wird in halber Höhe durch einen Außenbalken verstärkt. Der Südgiebel besitzt einen Balkon bei sonst ähnlichem Aufbau.
Der gemauerte Wirtschaftsraum mit Backofen - ein nachträglicher Umbau - reicht mit der Kuppe seines Ziegelgewölbes in den Dachbodenraum; von hier gelangt man in den Hof der von Wohn- und Wirtschaftsgebäude gebildet wird.
Im Wohnhaus "vulgo Thommi" ist ein charakteristisches Beispiel für den Holzbau des 18. Jahrhunderts in fast ungestörter Form erhalten geblieben.