Am Beispiel Bauernhaus
Holger Neuwirth
 
Steiermark / Ligist / Dittenberg 85 / vulgo Leitner Hans / 189/04
Das Anwesen "vulgo Leitner Hans" liegt am Südwesthang des Dittenberges, auf dem auch heute noch Weinbau betrieben wird. Zahlreiche Funde beweisen eine außergewöhnliche Siedlungskontinuität. Das Haus entspricht in seiner äußeren Erscheinung der lokalen Bautradition des 17./18. Jahr-hunderts, von seiner Nutzung gesehen ist es ein Winzerhaus. Die Hauptfirstrichtung des Wohnhauses verläuft senkrecht zum Hang, das Wirtschaftsgebäude ist im rechten Winkel (die Firstrichtung folgt der Schichtenlinie) oberhalb des Wohnhauses im Osten errichtet. Diese Zuordnung der beiden Baukörper ergibt einen geschützten Hofbereich. Ein rechteckiges Kellergeschoß aus Steinplattenmauerwerk bildet die Basis, die an der Südseite in voller Geschoßhöhe in Erscheinung tritt. Dadurch ist der Weinkeller direkt von der Straße zugängig, sein Lehmboden folgt im Inneren der natürlichen Hangneigung. An der Westseite ergab ein Zubau zwei kleine, von außen erschlossene Lagerräume. Der Preßraum mit Weinpresse an der Nordseite ist nicht unterkellert, besitzt aber eine direkte Leitung Vom Preßboden in den Weinkeller.




Auf dem Mauergeviert des Kellergeschoßes ruht der Holzblockbau, der im Süden und Westen einen umlaufenden Balkon unter dem großen Dachvorsprung besitzt. Das Haus war ursprünglich in drei Räume aufgeteilt (Vorhaus, Stube und Kammer). Ein Zubau an der Westseite und die Eingliederung der ursprünglich freistehenden Presse haben die innere Aufschließung verändert. An der Westseite ist die ursprüngliche Auskragung der Balkenlagen zwischen Kammer und Preßraum noch gut erkennbar. Der Haupteingang an dieser Front führt in das Vorhaus (Durchhaus), eine zweite öffnung an der Ostseite stellt über einen kleinen Holzpodest die direkte Verbindung zum Hof und zum Wirtschaftsgebäude her.

Die zimmermannsmäßige Konstruktion und die Schmuckformen sind dem 18. Jahrhundert zuzuordnen; sie sind bis in den Bereich der liegenden Fußpfetten ungestört erhalten. Über der Stube befindet sich eine Holzbalkendecke mit einem Haupttram und der aufgelagerten Sekundärbalkenlage, deren Balkenköpfe außen ersichtlich sind. Die kleinen quadratischen Kastenfenster überliefern ein geschlossenes Erscheinungsbild.
Dachstuhl und Dachdeckung wurden vor 50 Jahren erneuert. Dabei wurde die Strohdeckung durch eine Ziegeldeckung (Biberschwanz) ersetzt. Dachausbau und Giebelschalung berücksichtigen aber das traditionelle Erscheinungsbild. Die unterschiedlichen Balkonbrüstungsbretter verweisen auf den modischen Wandel der äußerlichen Schmuckformen.