Am Beispiel Bauernhaus
Holger Neuwirth
   

Steiermark / Sonnhofen / Köppelreith 35 / vulgo Haberl / 135/03

Dem Rabenwald gegenüber liegt das Gehöft "vulgo Haberl" auf einem Südwesthang. Das ganze Anwesen war ein nach Südosten geöffneter Hakenhof, von dem aber der überwiegende Teil des Wirtschaftstraktes bereits abgebrochen wurde.
Ein massives Steinmauerwerk In Rechteckform folgt mit seiner Längsseite der Schichtenlinie des Hanges und tritt an der Südwestfront in voller Geschoßhöhe in Erscheinung. Zwei unabhängige Kellerräume werden von hier über Außentüren erschlossen. An der Nordostseite befindet sich das Erdniveau auf der Höhe des Wohngeschoßes. Hier betritt man das Vorhaus (Durchhaus) - gleichzeitig Wirtschaftsraum - von dem die zwei übrigen Räume (Stube und Kammer) erschlossen werden.
Eine Treppe führt in den teilweise ausgebauten Dachraum. Gegenüber der Haustüre führt eine Außentüre über einen Podest, mit einer Treppe links und rechts an der Hauswand, in den auf Kellerniveau befindlichen Wirtschaftshof.
Die große Stube mit einer bis vor kurzem verwendeten Rauchküche mit offenem Herdfeuer und eingebautem Backofen wurde entlang des Deckenbalkens im Nachhinein durch eine Bretterwand unterteilt. Über der Stubentüre ist die Rauchöffnung, die direkt in den hölzernen Abzugsschacht im Vorhaus mündet. Dem Herdfeuer diagonal gegenüber befinden sich Eckbank, Tisch und Herrgottswinkel. Der Haupttram der Stube trägt neben einer sternförmigen Rosette die Initialen TK mit der Jahreszahl 1755. Die kleinen quadratischen Fenster sind als Schiebefenster ausgebildet. Ober den Fenstern liegen noch zwei kleine Lüftungsöffnungen. Über dem Haupttram bildet eine doppelte Pfostenlage den Abschluß zum Dachraum.

Über einen Podest mit vier Stufen betritt man vom Vorhaus die Kammer, die mit größeren Fenstern ausgestattet ist. Der Mitteltram ist reich verziert und trägt neben den Christus-, Maria- und Dreikönigsmonogrammen die Initialen VS mit der Jahreszahl 1756.
Ebenfalls aus der Bauzeit stammt der ausgebaute Dachraum über der Stube mit einem Balkon an der südöstlichen Giebelfront. Die Blockwände sind seitlich bis ca 1m Höhe hochgeführt, die Querwände bis in den Dachspitz. In den Querwänden sind die Mittelpfetten eingespannt, die Firstpfette ist eingespannt und aufgeständert. Zwischen seitlicher Blockwand und Mittelpfette ist die Dachschräge mit stehenden Brettern verschalt und durch einen zusätzlichen Balken verstärkt.
Der Dachraum über der Kammer besitzt ein reines Sparrendach ohne Schalung. Beide Giebelseiten sind mit einem Schopfwalm ausgebildet. Der Balkon am Südostgiebel wird von den auskragenden Balkenlagen der Längsblockwände getragen und wird zur Gänze vom Dach überdeckt. In der Fensterzone ist der Blockbau mi t einer doppelten Schwalbenschwanzverzinkung gefügt. Unter den weitauskragenden Sparrenenden ist neben der Haustüre die Mostpresse angeordnet.