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Fragnerhof
- Schönegg 44/Holleggstr. 8 - Schönegg - 8102 Semriach

Beschreibung
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Plandokumentation
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Beschreibung

 

Bauaufnahme von Erich Gruber, Reinhold Weichelbauer, Albert Josef Ortis / 1984


Das Wohnhaus in der bis heute erhaltenen und verwendeten Form wurde in den Jahren um 1686 bis 1688 (Trambaum 1687) von Adam Friedl erbaut bzw. an ältere Bestände dazugebaut. Friedl, ein Bauer und Pferdehändler, der aus Oberösterreich nach Semriach kam, hat das Anwesen höchstwahrscheinlich von einem unbekannten Herrn gekauft oder von Kaiser Leopold I als Lehen zugesprochen bekommen. Daraus geht hervor, dass schon vor den Jahren um 1687 Teile eines Bauernhofes mit Sicherheit anzunehmen und vor allem eine Pferdestation vorhanden waren. In diesem und auch im Zusammenhang mit dem Namensursprung des Hofes hat ein Arzt aus Semriach, Dr. Hesse, einige Nachforschungen unternommen. Seiner Meinung nach gehen die ersten Bewirtschaftungen des Fragnerhofes bis zum Jahre 1200 zurück. Zu dieser Zeit dürfte hier Handel mit Ochsen (Fresko an der Hauswand rechts über dem Hauseingang) und Lebensmitteln, aber auch eine Pferdestation betrieben worden sein. Diese Befugnis wurde sicher von höherer Stelle (Kaiser) zugewiesen. Wahrscheinlich aber auch der Hofname „Fragner“, der damals einfach die Bezeichnung für Händler oder einen ähnlichen Berufsstand war. Die nächste Besitzaufzeichnung erscheint im Jahre 1790 (erste Restaurierung des Hofes) mit dem Herrn Josef Pirstinger, der den Hof bis zu seinem Tod bewirtschaftete. Sein höchstwahrscheinlich plötzlicher Tod stellte seine zehn Kinder vor einige Probleme. Daher wurden alle Werte des Hofes aufgenommen und festgehalten. Diese Urkunde aus dem Jahre 1822 gibt uns heute eine gute Übersicht über die Größe eines solchen Hofes in jener Zeit. Festgehalten sind vom Vieh über die Heugabeln, Mengen des Korns bis zur Badewanne, sämtliche am Hof befindlichen Dinge. In diesem Zusammenhang wurde auch der Erbe Anton Pirstinger bestimmt. Der Sohn von Anton Pirstinger, Ulrich Pirstinger, übernahm den Hof 1858 und war hier Bauer bis 1916. Der nächste war Kaspar Pirstinger, der den Hof bis 1956 führte. Danach übernahm seine Tochter Theresia und ihr Mann Emmerich Schinnerl den Hof, den sie bis heute bewirtschaften.

Nun einige Bemerkungen zu den Veränderungen der Haus- und Hofformen im Laufe der Zeit: Klar ist, dass solch ein Hof seine Erscheinung, abhängig von technischen Neuerungen oder Grundzukäufen bzw. Naturereignissen, Zubauten, Neubauten oder Abbrüchen, stark verändert. Wie bereits angedeutet, bestand in den Jahren vor 1687 sicherlich eine Art Handelsniederlassung. Vom Wohnhaus in der heutigen Form könnte zu dieser Zeit nur der hintere, in den Berg gebaute, Trakt bestanden haben. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, dass der Südteil anfangs aus Holz gebaut war, abbrannte und erst später (eben 1687) massiv ausgeführt wurde. Auf dieses, nicht zur selben Zeit, Entstehen von Nord- und Südtrakt, lassen die Stufen in allen Geschossen zwischen den beiden Teilen schließen, aber auch die Ausbildung der Dachgeschossdecken (Dübeltram – bzw. Steingewölbedecken). Die ungleich hohen Firste bekräftigen dies zwar auch, sind aber ob mehrerer Dachstuhlbrände nicht als Faktum anzuführen. Sicher scheint, dass schon im 16. oder 17.Jhdt. die grundsätzliche bis heute erhaltene Raumkonstellation des Hauses gegeben war. Der Pferdestall (das Pferd war wichtigstes und wertvollstes Gut) war in der heutigen Waschküche links vor dem Haupteingang untergebracht, also direkt im Wohnhaus. Dies übrigens bis ins Jahr 1964. Dahinter in den Gewölbekellern waren Lagerräume untergebracht. Über dem Pferdestall befand sich der Schlafraum des Bauern (der einzige heizbare Raum des Hauses bis herauf zur Jahrhundertwende). Im Anschluß daran die Vorratskammern, die nur über das Schlafzimmer zugänglich waren. Die Stube und Küche (eine Rauchkuchl von der heute noch ein verschlossener Holzkamin zeugt) entstanden erst bei der Umwandlung von der „Handelsstation“ zum bäuerlichen Anwesen.

Bis in das Jahr 1920 lebten am Fragnerhof bis zu 25 Menschen, dies geht aus der Erbaufzeichnung u.a. 24 Betten hervor. Brände, vor allem Dachstuhlbrände dürfte es auch noch nach 1687 gegeben haben. Davon zeugten verkohlte Fensterstöcke nach Entfernen des Lackes bei den letzten Renovierungsarbeiten in den Siebzigerjahren. Anläßlich dieser Arbeiten wurde das gesamte Haus neu verputzt und gefärbelt, sowie die Fenster ausgetauscht. Strohgedeckt war das Gebäude bis zum Jahr 1927, dann erst wurde eine Eternitdeckung angebracht. Der Anschluß an das elektrische Netz erfolgte 1927, der Hof war einer der ersten Bauernhöfe der Region mit elektrischem Licht.
Beheizt wird auch heute noch mit Holz und zwar durch Zimmeröfen.

Der Stall, ältester Trakt um 1708 (Adam Friedl) war früher einer Ringgebäude, bei dem der südliche, einzig heute nicht mehr existierende Teil, im Jahre 1938 abgetragen wurde.
In den Ställen befanden sich früher bis zu zwölf Ochsen in einem sogenannten „Umadum-Stall“, sowie vier Kühe, ein Stier, sechzehn Schafe und zwölf Schweine.
In den darüberliegenden Tennen wurde das Futter (früher hauptsächlich Klee) gelagert.
Auch eine eigene Mostpresse war einmal vorhanden, sie musste dem Garagenanbau an der Westseite weichen.