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vulgo Kohlhofer  - Rabenwald - Winkel-Boden 31 - 8225 Pöllau

Beschreibung
Landkarten
Plandokumentation
Fotodokumentation

 


Beschreibung

 

Bauaufnahmen des Wohnhauses: Margit Trummer, 1976
Bauaufnahmen des Wirtschafts- und Stallgebäudes: Roland Heyszl, Pablo Golger
Bauaufnahme Speicher 1: Andreas Ringhofer, Johann Tatzl / Erwin Matzer


Lage und Umgebung
Der Bauernhof liegt im oststeirischen Hügelland in der Nähe von Pöllau, genauer am NO-Abhang des Rabenwaldhügels auf etwa 950 m Seehöhe. Von der Mulde aus, wo der Hof, buchstäblich in den Hang eingebettet liegt, sieht man weit in das Tal des Saifenbaches hinein und hat eine herrliche Aussicht auf die gegenüberliegende Hügelkette. Von der Straße Gleisdorf - Hartberg zweigt die Straße nach Pöllau ab. Von Pöllau aus führen Nebenstraßen und Schotterstraßen bergauf durch den Wald zum Hof, der in einer Lichtung am Hang liegt. Dieses Gehöft  stellt die oberste Siedlungsgrenze dar und dürfte auf Grund seiner sehr abgeschirmten Lage in Kriegszeiten den Bewohnern der Umgebung als Zufluchtsort gedient haben. Geplant und erbaut wurde das gesamte Gehöft von einem Zimmermann, der - wie der Besitzer Herr Franek erzählte - zu der damaligen Zeit wegen seiner handwerklichen Leistungen, so etwas wie eine Monopolstellung in der Umgebung innehatte.

Datierung und bauliche Anordnung
Das Bauernhaus Kohlhofer wurde im Jahre 1885 erbaut, nachdem das vorherige Haus (errichtet um 1924) abgebrannt war. Die Anlage ist U-förmig organisiert und zur Straße hin geöffnet. Talseitig steht ein niedriges Stallgebäude, bergseitig ein größeres Wirtschaftsgebäude. Diese beiden werden hinten von Scheune und Durchfahrt verbunden. Vor dem Stallgebäude liegt das Wohnhaus. Es ist am breitesten und höchsten. Bei der vorderen Bergecke des Wirtschaftsgebäudes steht der Getreidesilo im Hang. Der Brunnentrog liegt mit einigem Abstand vor dem Wirtschaftsgebäude. Der ursprüngliche Haupteingang des Wohnhauses ist auf der Talseite.
Landwirtschaftliche Nutzflächen befinden sich vor und hinter der Gebäudeanlage höher am Hang.

Wohnhaus
Das Wohnhaus besteht aus einer gezimmerten Wohnstube, die in Blockbauweise errichtet wurde, einem gemauerten Vorhaus und einer ebenfalls gemauerten Hinterstube. Die gemauerten Bereiche sind unterkellert, wobei die Decke des Kellerraumes als Natursteingewölbe ausgeführt ist.
Die Fundamente verteilen die Last des Hauses gleichmäßig auf den Untergrund. Das Dach hat die Form eines Krüppelwalmes, konstruktiv ausgeführt als Pfettendach, die Dachdeckung besteht aus Stroh. In den Blockwänden des Wohnhauses befinden sich charakteristische Schiebefenster. Auf dem Tisch der Wohnstube ist  die Jahreszahl 1844 eingeschnitten.

Wirtschaftskomplex

Der Grundriss des westlichen Wirtschaftsgebäudes stellt ein langgestrecktes Rechteck dar.
Die Mauern sind als Feldsteinmauerwerk ausgeführt und unverputzt. An der hinteren Bergecke an der Nordseite des Wirtschaftsgebäudes erreicht die Grasnarbe die Höhe der Maueroberkante. An der Südseite der rechten vorderen Ecke liegt der Fußboden zwei Stufen über der Grasnarbe.
Der Fußboden besteht aus gestampftem Lehm. Die zwei Stufen führen auf die Steinrampe an der Hoflängsseite des Gebäudes. An der östlichen Hoflängsseite befinden sich fünf Brettertüren.
An der Längswand leitet eine freie Leitertreppe in den oberen Holzaufbau, der hofseitig mit einem Balkon auskragt. Die Holzbalken tragen die Fußbodenbretter und die Kniestockwände, die als Blockwände ausgeführt sind. Das Dach ist ein Krüppelwalmdach. Die Sparren ruhen auf Fußpfetten und haben Kehlbalken. Die Dachdeckung besteht aus Stroh auf Lattung. Zu beiden Längsseiten hat das Dach eine Mansarde.Im rechten Winkel schließt am hinteren Teil der östlichen Längsseite die Scheune an das Wirtschaftsgebäude an. Die Scheune hat einen Rechteckgrundriß und ist in Blockbauweise ausgeführt. Sie hat ein unter 45° geneigtes Dach mit Strohdeckung.
Die eine Schmalseite schließt nur mit dem Dach an das Wirtschaftsgebäude an, der Blockbau ist zurückgesetzt, um eine Durchfahrt zu ermöglichen.
Die gegenügerliegende, östliche Schmalseite des Stalles schaut ins Tal.
Der Dachaufbau ragt um ein kleines Stück über. Unter diesem liegt eine Holzrampe. Das Dach schließt mit einer Krüppelwalmdachfläche. Da diese nicht die ganze Giebelseite schließt, ist ein Flechtwerk eingefügt. Die nördliche Längsseite grenzt den Stall nach außen ab, und hat neben der Durchfahrt ein großes Schiebetor. Die südliche Längsseite bildet mit einem nicht mehr benutzten Tor, das dem Schiebetor gegenüberliegt, den nördlichen Abschluss des Hofes und wird in ihrer Fortsetzung von der Stirnseite des östlich anbindenden Stallgebäudes verdeckt.

Das östliche Stallgebäude hat einen Rechteckgrundriß. Das Erdgeschoß besteht aus verputztem Feldsteinmauerwerk. Hofseitig hat der Stall drei Türen und eine freiliegende Leitertreppe, talseitig Rrichtung Osten drei kleine Fenster. Die Leitertreppe führt bei der Mansarde in den Dachraum, der auf der Hofseite weit auskragt. Dieser wird gebildet von einer Holzbalkendecke und dem unter 45° geneigten Dach mit Strohdeckung, Fußpfetten und Kehlbalken. Die südliche Schmalseite stößt stumpf gegen die Schmalseite des breiteren und höheren Wohnhauses, so dass der Stalldachgiebel niedriger ist als die Traufe der Wohnhausdachkrüppelwalmfläche.

Speicher 1
Der Feldkasten, der im unteren Teil gemauert und im oberen gezimmert ist, dient zwei Funktionen.
Als Mostkeller im ebenerdig liegenden und als Getreidespeicher im aufgestockten Teil. Das Material für die Errichtung des Feldkastens wurde aus dem umliegenden Gelände herbeigeschafft. Für die Fundamentierung wurden Gräben ausgehoben und mit Bruchstein aufgefüllt. Darauf hat man ein 70 cm starkes Steinmauerwerk errichtet. Als oberen Abschluss dieses Mostkellers baute man in alter Tradition ein Gewölbe. Dieses Gewölbe und der natürliche, gestampfte Lehm verleihen dem Raum eine ideale Atmosphäre, das Obst bleibt frisch und der Most erhält den natürlichen Geschmack.
Die Außenwände wurden noch weitere 50 cm hochgezogen, danach wurde der Schwellenkranz aufgebracht und der Fußboden für den Getreidekasten verlegt. Das Fichtenholz wurde mit Beilen auf 12 cm Stärke zugehackt, im Freien getrocknet und gehobelt. Zimmerleute stellten die Holzwände auf, wobei die Eckverbände im Schwalbenschwanzsystem ausgeführt wurden. Interessant ist die Käfigartige Zimmerung des Kastens: nach 1,20 m verjüngen sich die Giebelseiten und die Längswände wurden schräg hochgezogen, wobei auch die Decke gezimmert wurde. So wurde eine Art Käfig gebildet, zum optimalen Schutz gegen Ungeziefer (aus diesem Grund sind auch die Lüftungsöffnungen sehr klein geblieben). Eine fächerartige Unterteilung aus Brettern schuf verschiedene Lagerflächen für die verschiedenen Getreidesorten. Zwei Rundlinge in einer Höhe von 1,65 m verwendete man zum Aufhängen von Rauchfleisch und Speck. Gedeckt wurde das Gebäude mit Stroh. Um für eine Obstpresse Raum zu schaffen, wurde später die südseitige Dachfläche insoweit geändert, als man sie flacher neigte und ca. 4 m verzog.