Glashaus (Palmenhaus) / Graz
Holger Neuwirth

Lehrveranstaltung: AK Revitalisierung

Glashaus (Palmenhaus) im Botanischen Garten, Graz / Schubertstraße 54

Städtebauliche Situierung und Beschreibung der Gesamtanlage
Gleichzeitig mit der Bebauung des Universitätsareals (ab 1870-1905) im Rahmen der Stadtentwicklung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1)  entstand durch die Auflösung des Joaneum-Gartens, der als Botanischer Garten genutzt wurde die Notwendigkeit eine neue Gartenanlage zu schaffen. Für diesen Zweck wurde in der Nähe des Universitätsareals, in einem der Wohnerweiterungsgebiete 1874 (2), das in der Folge durch repräsentative Villenbauten geprägt wurde (3), eine damals noch bestehende Ackerfläche für die Neuanlage des Botanischen Gartens erworben.
Als erstes Bauwerk wurde auf diesem Areal das (alte) Glashaus (Palmenhaus ) von der k.k. Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz G. Gridl / Wien 1887 errichtet. Es ist typologisch und in seiner Ausformung (in seinem  Erscheinungsbild) in die Kategorie der "sachlichen" Gewächshäuser, die zu dieser Zeit in "Eisenkonstruktion-Katalogen" als Serienprodukt angeboten werden, einzuordnen (4).
Da das Glashaus noch vor dem 1. Institutsgebäude an der Schubertstraße (Bauzeit 1898-1899) errichtet wurde (5) läßt sich seine Anordnung an der , der Schubertstraße gegenüberliegenden Grundgrenze, in der Mitte der Längsseite des Gartens, auf funktionale, die Gartennutzung betreffende Gründe zurückführen (Besonnung, Wirtschaftshof an der Rückseite u.a.). Ebenso verweist der Baumbestand, der zum Teil aus der Zeit unmittelbar vor oder nach Errichtung des Glashauses stammen dürfte, auf die Tatsache , daß auch bei der Bepflanzung der Gartenfläche "botanische" Gesichtspunkte ausschlaggebend waren.
Beim 1898-99 errichteten 1. Institutsgebäude (Wilhelm von Rezori) fällt auf, daß die Anlage längs der Schubertstraße nur einen Hauptrisalit mit gartenseitigem Stiegenhaus und einen Seitenflügel mit Eckrisalit im Südosten besitzt. Hier ist noch das für öffentliche Gebäude zu dieser Zeit übliche Grundprinzip von Mittelrisalit mit Stiegenhaus und symmetrischen Seitenflügeln
mit Eckrisaliten spürbar. Der tatsächliche Entwurf verzichtet aber zugunsten sachlicher Gründe, wie zum Beispiel dem gartenseitigen Eingang oder durch Anpassung an die "villenartige Bebauung", auf eine repräsentative (symmetrische) Straßenfront.  Ein direkter Bezug zum damals schon bestehenden Glashaus läßt sich aus dieser Situation nicht ableiten.


Abb.1: Lageplan

Einzelbauwerke im Areal des Botanischen Gartens
a) Das Glashaus wurde wie oben beschrieben nach sachlichen Gesichtspunkten (z.B.: Besonnung u.a.) zur Betreibung des "Neuen"  Botanischen Gartens an der nordwestlichen Grundgrenze (nach den  historischen Angaben 1887-1888) zusammen mit dem Gärtnerhaus  errichtet (Ansuchen  von Adalbert Friedrich, Bauleiter und nicht  Planverfasser, um Abhaltung der Sanitäts=Commission am 12. 10. 1888:  ".., daß der ............ vorgenommene Bau eines Gärtnerhauses und den  Gewächshäusern im  neuen kk. Botanischen Universitätsgarten  vollendet ...................... wurde, daß die sogleiche Benützung sämtlicher  Localitäten gestattet werden kann." ) (6).
b) Das Gärtnerhaus, das für den Erweiterungsbau des ersten  Institutsgebäudes  abgebrochen wurde.
c) Das 1. Institutsgebäude (Bauleitung Wilhelm von Rezori) befindet sich im  Südwesten des Areals ca. 5m zurückgesetzt parallel zur Schubertstraße.  Die Eingangsfassade ist zum Garten orientiert. Am Eckrisalit befand sich  im Südwesten ein kleines Sattel-Glashaus, das für den derzeit  entstehenden Erweiterungsbau abgebrochen wurde (7). 
d) Die Baugenehmigung für das 2. Institutsgebäude in der Holteigasse  erfolgte 1913 mit der Auflage,  sich an die "villenartige Bebauung" der  Schubertstraße anzupassen (8).
Diese Bauten bilde(te)n das Ensemble der ersten Anlage (9). 
e) Um 1950 (1944?) (10) wurde das Glashaus an der Südostseite um das  Viktoriahaus und die symmetrisch zugeordneten Sattelhäuser erweitert.
f) In der Folge wurde, um den Erfordernissen des Botanischen Gartens zu  entsprechen (Lehre und Forschung) ein Voest-Fertig-Glashaus für die  Kakteensammlung an der  nordwestlichen Grundgrenze in der  Nachbarschaft des Glashauses errichtet (nach 1970).
g) Von entscheidender Bedeutung war die Errichtung des "Neuen  Glashauses" im Nordosten des Areals an der Schubertstraße auf der  Grundlage eines neuen Gartenkonzeptes (1995 fertiggestellt). Es trägt  den heutigen Gegebenheiten bezüglich Baumbestand und Besonnung  Rechnung. Als autonomer Solitärbau, damit ist es ein "Novum",ist das  neue Glashaus ein repräsentatives Bauwerk des "Botanischen  Schaugartens" und orientiert sich mit dem Haupteingang und der  Hauptfassade zur Schubertstraße.
h) Ein Erweiterungsbau des 1. Institusgebäudes im Nordwesten des Areals  mit direkter Verbindung zum bestehenden Gebäude ist primär nach, den  Garten betreffenden, sachlichen Gesichtspunkten im Gelände situiert  und derzeit im Bau.

Alle im Areal des Botanischen Gartens errichteten Gebäude erweisen sich damit nicht als gestalterisches Groß-Ensemble, sondern sind nach sachlichen Erfordernissen im Rahmen des sich verändernden Gartenbetriebes nach und nach als Einzelbauwerke einander zugeordnet worden.
Das bestehende Wegesystem des Gartens ist ebenfalls nach sachlichen Gesichtspunkten als Verbindungsnetz zu den, zu unterschiedlichen Zeiten errichteten, Gebäuden angelegt worden.

Beschreibung des Glashauses (Palmenhaus)

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Das 1888 fertiggestellte Glashaus
Die ursprüngliche Anlage der „vorgefertigten“ Eisen(Stahl)-Glas-Architektur besteht aus dem Mittelkubus mit Pyramidendach, Turmaufsatz und äußerem Umgang: dem Palmenhaus. An den Mittelkubus sind beidseitig, symmetrisch, sowohl in der Höhe als auch in der Breite einmal abgestufte Seitenflügel mit Pultdächern angefügt: ein großes und kleines Warmhaus im Südwesten und ein großes und kleines Kalthaus im Nordosten.
Diese Eisen(Stahl)-Glas-Architektur lehnt sich an der Nordwestseite an eine aus Ziegeln gemauerte, gegenüber dem Glaushaus überhöhte, ebenfalls abgestufte Mauerscheibe, mit an der Rückseite angebauten, gemauerten Funktionsräumen (Gartenbetrieb, Heizung und Gärtnerwohnung) mit Holzdecken und Holzdachstuhl (abgestuftes Pultdach) an. Die zwischen Funktionsräumen und Grundgrenze verbleibende schmale Fläche bildet einen Wirtschaftshof mit gemauerten Pflanzbecken.
Um 1950 wurde diese Anlage im Südosten zur Gartenseite hin um das Viktoriahaus und die ebenfalls symmetrisch, parallel zur bestehenden Anlage angeordneten Warm- und Kalt-Sattelhäuser erweitert.
In jüngster Zeit wurde an der Rückseite der Mauerscheibe an der Nordostecke ein zusätzlicher Funktionsraum angebaut.

Das Glashaus war funktionell in folgende Bereiche gegliedert

Anlage 1888:
1 den Mittelkubus des Palmenhauses mit Galerieumgang
2 das große Warmhaus
3 das kleine Warmhaus
4 das große Kalthaus
5 das kleine Kalthaus
6 die Funktionsräume an der Rückseite
7 vermutlich eine Schleuse als zentralem Eingang in das Palmenhaus
Erweiterung um 1950:
8 das Viktoriahaus
9 das Warm-Sattelhaus
10 das Kalt-Sattelhaus
Erweiterung in jüngster Zeit:
11 mit zusätzlichem Funktionsraum an der Rückseite (im Plan nicht  dargestellt)


Abb.2.: Bauaufnahme

Zur Konstruktion
Die Mauerscheibe und die ursprünglichen Funktionsräume (Kellergewölbe, Holzdecke und hölzerne Pultdachkonstruktion) sind in Ziegelbauweise errichtet. Für die primäre Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion dienen die Mauerscheibe und die raumbegrenzenden Parapet-Mauern als Auflager. Diese primären Konstruktionselemente bestehen aus genieteten, schmucklosen Gitterträgern, die in Längsrichtung durch einen gleichartigen Gitterträger ebenengleich ausgesteift werden.
Die Glashaut des Gewächshauses (T-Profile mit eingekitteten, hochrechteckigen Glastafeln) ist in  den Warmbereichen als Doppelverglasung, in den Kalthäusern als Einfachverglasung ausgeführt. Sie ist direkt mit der Primärkonstruktion verbunden und damit auch allfälligen Belastungen ausgesetzt.
Die um 1950 errichteten Häuser besitzen eine geschraubte Primärkonstruktion aus Stahl-Normprofilen. Die Primärträger sind im Bereich der Stege dem statischen Erfordernis durch Schweißung angepaßt.
Alle Glasflächen sind außen mit aufgeständerten aus- und einrollbaren Sonnenjalousien (Holzlattenrost) ausgerüstet.

Erhaltungszustand
Die geringfügigeren Schäden betreffen die Mauerstruktur: Es sind Auswirkungen der Bodenfeuchte im aufgehenden Mauerwerk und 
Putzschäden, die außen bei den Dachanschlüssen und im Bereich der Anschlüsse der Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion an die Parapetmauern durch 
Niederschlagsfeuchtigkeit verursacht sind. Innen sind die Putzschäden durch Kondensatbildung in den unterschiedlichen Klimazonenentstanden.
Schwere Schäden betreffen dernZustand der Eisen-(Stahl)-Glas-Konstruktion: Die Korrodierung einzelner Konstruktionselemente ist sehr weit fortgeschritten und hat in einzelnen Bereichen ein kritisches Maß überschritten. Durch Korrosion verursachte Verformungen der Primärkonstruktion haben die Glaswand belastet und den Bruch zahlreicher Glastafeln verursacht.

Bewertung

Zur städtebaulichen Situierung
Das bei der Anlage des Universitätsareals am Universitätsplatz (Haupt- und Institutsgebäude) im Zuge der Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts als städtebauliche Gestaltungsgrundlage angewandte Pavillonsystem hat auf die Anlage in der Schubertstraße keinen sichtbaren Einfluß ausgeübt. Auffallend ist vielmehr, daß in der Schubertstraße für die Bebauung auf dem Gelände des Botanischen Gartens sogar "gegensätzlich" rein sachliche Gründe aus den Erfordernissen des Instituts- und Gartenbetriebes maßgebend waren. Bei der Anordnung und beim Erscheinungsbild der nach und nach entstandenen Bauten wird auf die in dieser Zeit durchaus übliche Repräsentation verzichtet. Sie werden als Einzelbauwerke an den Grundgrenzen des Gartenareals situiert und sind nicht auf die öffentlich wirksame Straßenfront ausgerichtet.
Vergleicht man die Entstehungszeiten der Villen in der Schubertstraße (11) mit den Entstehungszeiten der Bauten auf dem Areal des Botanischen Gartens zeigt sich, daß der Charakter der "gehobenen Wohnbebauung" frühzeitig zum dominierenden städtebaulichen Prinzip wurde und nicht das bei den Universitätsbauten am Universitätsplatz zugrundeliegende Pavillonsystem.
Im Commissionsakt des 2. Institutsgebäudes von 1913 in der Holteigasse wird "der Anschluß an die villenartige Verbauung" als Forderung verankert (12). Diese "villenartige Bebauung" ist durch den individuellen Charakter von stilistisch unterschiedlichen, freistehenden Einzelbauwerken inmitten großer Grundstücksareale charakterisiert.
Das eben fertiggestellte Neue Glashaus ist auch als Einzelbauwerk konzipiert, stellt aber "als Novum" den direkten Bezug zum öffentlichen Raum durch seine Situierung an der Ecke Schubertstraße/Holteigasse her.
Der Erweiterungsbau des 1. Institutsgebäudes ist dagegen wieder an der nordwestlichen Grundgrenze situiert und tritt nur durch den Verbindungsbau straßenseitig in Erscheinung.
Wie oben ausgeführt wurde zeigt der ältere Baumbestand, daß der Garten von Anfang an botanisch funktionell dem Institutsbetrieb entsprechend angelegt wurde und weder zu den einzelnen, nach und nach errichteten Bauwerken im Gartenkonzept eine gestalterische Beziehung aufgenommen wird, noch, daß bei der Bepflanzung auf das Erscheinungsbild der Fassaden Rücksicht genommen wurde . Die Bepflanzung orientiert sich an den Erfordernissen eines botanischen Gartens, es gibt keine Hinweise für die Ausformung eines  stilistischen Gartenkonzeptes. Auch die zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Areal des Botanischen Gartens errichteten Bauwerke stehen weder untereinander, noch mit dem Garten, in einem erkennbaren gestalterischen Zusammenhang. 

Das Glashaus (Palmenhaus)
Stilgeschichtliche Zuordnung und formales Erscheinungsbild:
Das um 1888 (Bauleitung Adalbert Friedrich) errichtete Glashaus entspicht den zu dieser Zeit in den Katalogen der Eisenkonstruktionswerkstätten angebotenen, einfachen und zweckorientierten, als Serienprodukt vorgefertigten Glashausanlagen mit Mauerscheibe (im Norden) und Pultdachkonstruktion ohne besondere gestalterische Ausformungen im Detail. In dieser "Neuen Sachlichkeit" in der Entwicklungsgeschichte der Gewächshäuser stehen ökonomische und funktionale Überlegungen im Vordergrund und es werden traditionelle Konstruktionssysteme umgesetzt.
Zeitgleich gibt es aber die parallele Entwicklung von individuell gestalteten, die Möglichkeiten des neuen Materials "Eisen" auslotenden und innovative Konstruktionssysteme erprobenden Gewächshäusern, die als baukünstlerische Einzelbauwerke entworfen werden. Sie werden in der Literatur als "Kostümfest der Eisenarchitektur" charakterisiert. In diese Kategorie ist das von 1880-1882 ebenfalls von der Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz G. Gridl/Wien errichtete "Große Palmenhaus" in Schönbrunn einzuordnen (13) .
Die Entwicklung der Eisenarchitektur gliedert sich im 19. Jahrhundert von 1830 bis 1850 in die Periode der Entfaltung der industriellen Revolution mit der Einführung von Walzprofilen und wird im Glashausbau als "die Zeit der Experimente" bezeichnet. Die Zeit von 1850 bis 1870 wird von der industriellen Massenherstellung in den meisten Produktionszweigen geprägt und bringt im Glashausbau den "Triumph der *reinen* Konstruktion".

In den Jahren von 1870 bis 1900, die als Periode "der weiteren Ausdehnung der Massenherstellung und Verfeinerung der Fachwerkidee" gilt, dominieren in der Entwicklung des Gewächshausbaues, die als "Kostümfest der Eisenarchitektur"  charakterisierten Einzelbauwerke (14).

Das beweist, daß der Bautypus des Grazer Glashauses 1888 bereits als "einfacher und ökonomischer" Massenartikel existiert, er wird von Werkstätten in Katalogen als Serienprodukt angeboten und kann nicht mit den gleichzeitig entstehenden Prototypen im Gewächshausbau gleichgesetzt werden.
Bei den Konstruktionselementen wird auf jegliches schmückende Beiwerk radikal verzichtet. Die einzigen Dekorationselemente am Grazer Gewächshaus sind die spiralförmigen Geländerverzierungen und eine Firstbekrönung auf dem turmartigen Aufsatz des Palmenhauses.

Ein 1905 im Botanischen Garten in Innsbruck errichtetes Glashaus ist in seiner Eisen-Glas-Konstruktion mit dem Grazer Glashaus ident und bestätigt die Charakteristik der Serienproduktion. Es wurde 1977 aufgrund irreparabler Schäden abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Innsbrucker und dem Grazer Glashaus bestand nur in der Ausformung der örtlich errichteten gemauerten Struktur, die in Innsbruck eine individuellere Gestaltung und Detailausformung aufweist. Die Mauerstruktur in Graz besitzt dagegen keine besonderen Gestaltungsmerkmale aus der Bauzeit (15).

Aus allen diesen Gründen ist das Grazer Glashaus stilgeschichtlich sicher nicht als baukünstlerisches Einzelbauwerk zuzuordnen, besitzt aber unabhängig vom Standort als Beispiel der Serienproduktion in der Eisen-Glas-Konstruktion des 19. Jahrhunderts kulturhistorische Bedeutung (16).

Durch den Zubau von 1950 (1944?) wird aber der Typus des Glashauses der "Neuen Sachlichkeit" durch die Vergrößerung der Anlage und die damit verbundene Maßstabsänderung empfindlich gestört. Auch das Erscheinungsbild der Gesamtanlage und die unterschiedliche Ausformung im Detail beeinträchtigen den Zeitcharakter des Bauwerks: z.B. die unterschiedliche Verbindungstechnik von 1888 (Nietverbindungen)  und 1950 (Schraubverbindungen). Die Konstruktionselemente der Anbauten von 1950 verweisen auf die Mangelsituation der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit.
Damit wird auch der "kulturhistorische" Wert als Beispiel eines typischen Gewächshauses vom Ende des 19. Jahrhunderts beinträchtigt und zumindest partiell aufgehoben.

Der schlechte Erhaltungszustand der Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion resultiert aus den besonderen Anforderungen, die durch die unterschiedlichen Klimazonen im Inneren an den Gewächshausbau gestellt werden. 
Daher sind Primärkonstruktion und Glashautanschlüsse die Bauteile, die der Korrosion besonders ausgesetzt sind.

Der universitären Lehr- und Forschungsbetrieb bedingt einen ständigen Betrieb: die Pflanzenbesiedlung. Durch das Fehlen geeigneter Ausweichmöglichkeiten konnten daher die unbedingt erforderlichen, kontinuierlichen Maßnahmen für den Korrosionsschutz nicht durchgeführt werden. 

Bei einer allfälligen Sanierung der korrodierten Teile ist mit dem Verlust von ca 60-80% der originalen Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion zu rechnen, wodurch sich, ganz abgesehen von der wirtschaftlichen Frage, die Frage nach der "Authentizität" des geschichtlichen Zeugnisses stellt.

Aus den oben angeführten Gründen ergibt sich daher, daß:
1.) der Standort keine ablesbare Bedeutung für das Glashaus hat,
2.) das Glashaus kein baukünstlerisches Einzeldenkmal ist,
3.) der kulturhistorische Wert (Zeugnischarakter) durch die Schäden am  Bauwerk weitestgehend aufgehoben ist.
Das bedeutet, daß die Unterschutzstellung als Denkmal als nicht mehr gerechtfertigt zu werten ist.

(1) Achleitner / S. 364
(2) Achleitner / S. 340
(3) ( z.B.: Nr. 34 - 1909-11 / Nr. 35 - 1888 / Nr. 37 - 1873 / Nr. 45 - 1878 / nr. 58 - 1893 / Nr. 60 - 1894 / Nr. 62 - 1896 / Nr. 68 - 1908 / Nr. 73 - 1891 u.a.;  Achleitner / S. 416 und 2 - Bauer-Liebmann / S. 49 ff.
(4) Kohlmaier / Sartory / S. 112
(5) Dimitriou / S. 109
(6) Bauakte im Stadtarchiv
(7) Bauakte im Stadtarchiv
(8) Bauakte im Stadtarchiv
(9) Siehe Planbeilage im Anhang
(10) Nach zwei unterschiedlichen, mündlichen Aussagen wurde der Erweiterungsbau des Glashauses 1944 und um 1950 vorgenommen.
(11) z.B.: Nr. 34 - 1909-11 / Nr. 35 - 1888 / Nr. 37 - 1873 / Nr. 45 - 1878 / nr. 58 - 1893 / Nr. 60 - 1894 / Nr. 62 - 1896 / Nr. 68 - 1908 / Nr. 73 - 1891 u.a.;  Achleitner / S. 416 und 2 - Bauer-Liebmann / S. 49 ff.
(12) Achleitner / S. 340 und Bauakte im Stadtarchiv.
(13) Kohlmaier / Sartory: Palmenhaus Wien, Schönnbrunn, F. Von Sengenschmid 1880-1882:  Seite 496-498, 732-738
(14) Kohlmaier / Sartory: S. 104 ff.).
(15) Kohlmaier / Sartory: Botanischer Garten, Palmenhaus / Innsbruck 1905: Seite 112, 361-362,  624-625 ).
(16) Bouvier / Neuwirth: S. 338
 

LITERATURANGABEN UND ZITATE
Achleitner, Friedrich:
Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert
Band II - Residenz Verlag 1983
"Von großem Einfluß auf die städtebaulichen Entwicklungen und die Prägung ganzer Quartiere waren die Situierungen öffentlicher Anlagen, wie etwa der Universität (ab 1870), der Technischen Hochschule (ab 1885) oder des Landeskrankenhauses (ab 1904). Vor allem zwischen Universität und Landeskrankenhaus entstand ein stadtnahes *gehobenes Wohnviertel* und eine der wenigen größeren, relativ einheitlich bebauten Zonen, die sich bis zum Hilmteich erstreckt." (Seite 340)
"Das Hauptgebäude mit den Institutsbauten (ab 1870) gehört zu den typischen monumentalen Universitätsanlagen im Pavillonsystem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, für die vor allem die Renaissance (später der Barock) das architektonische Vokabular zur Darstellung der Bildungstradition geliefert hat." (Seite 364)

Bauer-Liebmann, Helga:
Die Villen in der Grazer Schubertstraße
HDA-Dokumente zur Architektur Nr. 5/95, Seite 49 ff.

Bouvier, Friedrich / Neuwirth Holger:
Ingenieurkunst und Eisenarchitektur /  ERZ und EISEN in der Grünen Mark
Katalog zur Landesausstellung 1984, Seite 338 
"Ihren klarsten Ausdruck fand die Transparenz dieser Konstruktionen bei den Glashäusern in der Funktion als Gewächs- und Treibhäuser, die vorwiegend aus standardisierten Fertigteilprodukten hergestellt wurden. Hier ist besonders das Palmenhaus im botanischen Garten der Grazer Universität zu nennen, das wie das Palmenhaus in Schönnbrunn von der k.k. Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz G. Gridl in Wien vermutlich auch um 1882 ausgeführt wurde. Das Projekt für den geplanten Neubau desselben (Volker Giencke) setzt die Tradition des Glashausbaues in die Gegenwart fort."

Dimitriou, Sokratis:
Stadterweiterung von Graz - Gründerzeit
Leykam-Verlag, Graz-Wien 1979, Seite 109
"Letzterer ( Wilhelm von Rezori ) war auch für die Errichtung der noch ausständigen Naturwissenschaftlichen Institute (1896-99)  und des Botanischen Institutes (1898-99) zuständig, das sich außerhalb des Universitätsareals befindet.
 

Kohlmaier, Georg / Sartory, Barna von:
Das Glashaus - ein Bautypus des 19. Jahrhunderts
Prestel-Verlag, München 1981
Palmenhaus Wien, Schönnbrunn, F. Von Sengenschmid 1880-1882  (Seite 496-498, 732-738)
Botanischer Garten, Palmenhaus / Innsbruck 1905 (Seite 112, 361-362,  624-625)

Pläne: Bauaufnahme G. und W. Wratschko
Fotos: H. Neuwirth 1 bis 8 1984 / 9 bis 31 1995 


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Verfasst am am 14. November 1995