141.109 Entwerfen 6
Holger Neuwirth

Entwurfsaufgabe:

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Hauptgebäude der Universität Graz
Zitat:
Friedrich Achleitner, S. 364:
Universitätsplatz 1-5, E: Karl Köchlin, Wilhelm von Rezori, (1891-95 (nach Dehio)
"Das Hauptgebäude mit den Institutsbauten (ab 1870) gehört zu den typischen monumentalen Universitätsanlagen im Pavillonsystem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, für die vor allem die Renaissance (später der Barock) das architektonische Vokabular zur Darstellung der Bildungstradition geliefert hat."

Der Bologna Prozess rückt die Studierenden in den Mittelpunkt des Geschehens!
Erfordert der Wechsel zu einem "studierenden-orientierten" Bildungssystem auch bauliche Maßnahmen?

Zitat:
Wie die Ouverture zum Aufbruch in ein drittes Jahrtausend der Bildung liest sich heute der Artikel 26 der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen" von Paris. Ein halbes Jahrhundert später anlässlich des 800-jährigen Bestehens der Universität Sorbonne in Paris wird am 25. Mai 1998 von 4 europäischen Bildungsministern die "Gemeinsame Erklärung zur Harmonisierung der Architektur des europäischen Hochschulsystems" unterzeichnet, die eine kontroversielle Diskussion auslöste. Bei der Nachfolgekonferenz in Bologna wurde am 19. Juni 1999 die gemeinsame Erklärung "Der gemeinsame europäische Hochschulraum", in der konkrete Fördermaßnahmen und Instrumente für deren Umsetzung angeführt werden, von den Bildungsministern von insgesamt 29 Ländern unterzeichnet.
C2000 Technische Universität Graz / ISBN 3-901351-38-8
Literatur:
Whitebook: http://europa.eu.int/comm/education/doc/official/keydoc/keydoc_en.html
Folgende Leistungen sind für die Abgabe erforderlich:
a) Lageplan mit der Umgebung des Hauptgebäudes M 1: 1000
b) Neues Nutzungskonzept – Grundrisse M 1:500
c) Grundrisse, Schnitte und Ansichten des Hauptgebäudes M 1 : 200
d) Dreidimensionale Darstellungen des Entwurfes nach freier Wahl
e) Darstellung einer neuen Raumeinheit (z.B.: Cafe, Mehrzweckraum oder Portierloge etc.) im Grundriss, in Schnitten und Aussen- und Innenfassaden, inklusive konstruktiver Details M 1: 50 / M 1 : 100 und räumlichen Skizzen der Innenausstattung
f) Erläuterungsbericht über den Bestand (Wertung des historischen Gebäudes), das Entwurfskonzept und die neuen Baumaßnahmen
Formale Anforderungen:
Die Punkte a bis d sind in mindestens 3 Plakaten (Plakatform 70 x 100 cm Hochformat mit Fußzeile - Bezeichnung der Lehrveranstaltung und den Verfassernamen) als Gruppenarbeit darzustellen.
Die Punkte e und f sind als individuelle Arbeit (mindestens 1 Plakat) von allen Teilnehmern darzustellen.
Graz, 24.1.2005

Entwurfsmethodik
english version
(1) Problembewußtseinsphase: Als Ausgangspunkt wird auf der Grundlage einer Auseinandersetzung mit dem aktuellen Wissensstand über die Fragestellungen des Themenkomplexes jenes Problembewußtsein provoziert, mit dem im Entwurfsprozeß die Grenzen einer primär nur formalorientierten Architekturauffassung überwunden werden können. Die Anwendung der Erkenntnisse aus den natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Grundlagen ist eine unverzichtbare Voraussetzung in einem zeitgemäßen Berufsbild des Architekten. 
(2) Analyse des Ortes: Durch die Analyse des gewählten oder vorgegebenen Ortes, bei der die Kriterien des größeren Umraumes erkannt, untersucht und bewertet werden müssen, ist ein vielschichtiges Informationsnetz aufzubauen. Damit können wesentliche, den Entwurf beeinflussende Faktoren von Anfang an berücksichtigt werden und folgerichtig im Projekt in einem komplexen Beziehungsgefüge mit hohem Wirkungsgrad umgesetzt werden.
(3) Entwurfsphase: Vorerst noch ohne Einschränkung durch die formalen, funktionellen und konstruktiven Zwänge ist jenes Bild zu projizieren, das aufbauend auf dem Problembewußtsein der ersten Phase und dem Informationsnetz der zweiten Phase dem Entwurfsprozeß das notwendige Rückgrat geben kann. Erscheinung und Milieu sind dabei bestimmende Faktoren. Dieses Bild (Zeichen) muß dann durch die funktionalen, konstruktiven und formalen Erfordernisse so lange gefiltert werden, bis jenes komplexe Gleichgewicht erreicht ist, das dem Entwurf seine eigentliche Bedeutung verleiht. Besondere Bedeutung wird im Entwurfsprozeß der Berücksichtigung der baulichen Umsetzung  (Beispiel) eingeräumt. 
(4) Nachhaltigkeit: Der vorliegende Entwurf muß in einer zweiten Phase auf der Grundlage nachhaltigen Denkens in Bezug auf Materialwahl, Energiehaushalt, Kosten-Nutzen-Rechnung, Hygiene u.a.m. überprüft werden.
(5) Darstellung und Präsentation: In der letzten Phase, bei der Darstellung der Ergebnisse, wird einerseits auf die Erfordernisse der Kommunikation eingegangen (Sprache), andererseits müssen die Ansprüche des vor allem optisch dominierten Metiers erfüllt werden (Ästhetik). Der herausragenden Rolle der Darstellung als Informationsträger wird, ihrer Bedeutung gemäß, besonders hervorgehoben. Die Bedeutung der neuen elektronischen Medien bei der Darstellung (Simulation) wird nach Maßgabe der Möglichkeiten besonders berücksichtigt.