Lehrveranstaltung:
AK Revitalisierung
Glashaus (Palmenhaus) im
Botanischen Garten, Graz / Schubertstraße 54
Städtebauliche Situierung und Beschreibung
der Gesamtanlage
Gleichzeitig mit der Bebauung des Universitätsareals
(ab 1870-1905) im Rahmen der Stadtentwicklung in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts (1) entstand durch die Auflösung des
Joaneum-Gartens, der als Botanischer Garten genutzt wurde die Notwendigkeit
eine neue Gartenanlage zu schaffen. Für diesen Zweck wurde in der
Nähe des Universitätsareals, in einem der Wohnerweiterungsgebiete
1874 (2), das in der Folge durch repräsentative Villenbauten
geprägt wurde (3), eine damals noch bestehende Ackerfläche
für die Neuanlage des Botanischen Gartens erworben.
Als erstes Bauwerk wurde auf diesem Areal
das (alte) Glashaus (Palmenhaus ) von der k.k. Eisenkonstruktionswerkstätte
Ignaz G. Gridl / Wien 1887 errichtet. Es ist typologisch und in seiner
Ausformung (in seinem Erscheinungsbild) in die Kategorie der "sachlichen"
Gewächshäuser, die zu dieser Zeit in "Eisenkonstruktion-Katalogen"
als Serienprodukt angeboten werden, einzuordnen (4).
Da das Glashaus noch vor dem 1. Institutsgebäude
an der Schubertstraße (Bauzeit 1898-1899) errichtet wurde (5)
läßt sich seine Anordnung an der , der Schubertstraße
gegenüberliegenden Grundgrenze, in der Mitte der Längsseite des
Gartens, auf funktionale, die Gartennutzung betreffende Gründe zurückführen
(Besonnung, Wirtschaftshof an der Rückseite u.a.). Ebenso verweist
der Baumbestand, der zum Teil aus der Zeit unmittelbar vor oder nach Errichtung
des Glashauses stammen dürfte, auf die Tatsache , daß auch bei
der Bepflanzung der Gartenfläche "botanische" Gesichtspunkte ausschlaggebend
waren.
Beim 1898-99 errichteten 1. Institutsgebäude
(Wilhelm von Rezori) fällt auf, daß die Anlage längs der
Schubertstraße nur einen Hauptrisalit mit gartenseitigem Stiegenhaus
und einen Seitenflügel mit Eckrisalit im Südosten besitzt. Hier
ist noch das für öffentliche Gebäude zu dieser Zeit übliche
Grundprinzip von Mittelrisalit mit Stiegenhaus und symmetrischen Seitenflügeln
mit Eckrisaliten spürbar. Der tatsächliche
Entwurf verzichtet aber zugunsten sachlicher Gründe, wie zum Beispiel
dem gartenseitigen Eingang oder durch Anpassung an die "villenartige Bebauung",
auf eine repräsentative (symmetrische) Straßenfront. Ein
direkter Bezug zum damals schon bestehenden Glashaus läßt sich
aus dieser Situation nicht ableiten.
Abb.1: Lageplan
Einzelbauwerke im Areal des Botanischen
Gartens
a) Das Glashaus wurde wie oben
beschrieben nach sachlichen Gesichtspunkten (z.B.: Besonnung u.a.) zur
Betreibung des "Neuen" Botanischen Gartens an der nordwestlichen
Grundgrenze (nach den historischen Angaben 1887-1888) zusammen mit
dem Gärtnerhaus errichtet (Ansuchen von Adalbert Friedrich,
Bauleiter und nicht Planverfasser, um Abhaltung der Sanitäts=Commission
am 12. 10. 1888: ".., daß der ............ vorgenommene Bau
eines Gärtnerhauses und den Gewächshäusern im
neuen kk. Botanischen Universitätsgarten vollendet ......................
wurde, daß die sogleiche Benützung sämtlicher Localitäten
gestattet werden kann." ) (6).
b) Das Gärtnerhaus, das für
den Erweiterungsbau des ersten Institutsgebäudes abgebrochen
wurde.
c) Das 1. Institutsgebäude
(Bauleitung Wilhelm von Rezori) befindet sich im Südwesten des
Areals ca. 5m zurückgesetzt parallel zur Schubertstraße.
Die Eingangsfassade ist zum Garten orientiert. Am Eckrisalit befand sich
im Südwesten ein kleines Sattel-Glashaus, das für den derzeit
entstehenden Erweiterungsbau abgebrochen wurde (7).
d) Die Baugenehmigung für
das 2. Institutsgebäude in der Holteigasse erfolgte 1913 mit
der Auflage, sich an die "villenartige Bebauung" der Schubertstraße
anzupassen (8).
Diese Bauten bilde(te)n das Ensemble der
ersten Anlage (9).
e) Um 1950 (1944?) (10)
wurde das Glashaus an der Südostseite um das Viktoriahaus und
die symmetrisch zugeordneten Sattelhäuser erweitert.
f) In der Folge wurde, um den Erfordernissen
des Botanischen Gartens zu entsprechen (Lehre und Forschung) ein
Voest-Fertig-Glashaus für die Kakteensammlung an der nordwestlichen
Grundgrenze in der Nachbarschaft des Glashauses errichtet (nach 1970).
g) Von entscheidender Bedeutung
war die Errichtung des "Neuen Glashauses" im Nordosten des Areals
an der Schubertstraße auf der Grundlage eines neuen Gartenkonzeptes
(1995 fertiggestellt). Es trägt den heutigen Gegebenheiten bezüglich
Baumbestand und Besonnung Rechnung. Als autonomer Solitärbau,
damit ist es ein "Novum",ist das neue Glashaus ein repräsentatives
Bauwerk des "Botanischen Schaugartens" und orientiert sich mit dem
Haupteingang und der Hauptfassade zur Schubertstraße.
h) Ein Erweiterungsbau des 1. Institusgebäudes
im Nordwesten des Areals mit direkter Verbindung zum bestehenden
Gebäude ist primär nach, den Garten betreffenden, sachlichen
Gesichtspunkten im Gelände situiert und derzeit im Bau.
Alle im Areal des Botanischen Gartens errichteten
Gebäude erweisen sich damit nicht als gestalterisches Groß-Ensemble,
sondern sind nach sachlichen Erfordernissen im Rahmen des sich verändernden
Gartenbetriebes nach und nach als Einzelbauwerke einander zugeordnet worden.
Das bestehende Wegesystem des Gartens
ist ebenfalls nach sachlichen Gesichtspunkten als Verbindungsnetz zu den,
zu unterschiedlichen Zeiten errichteten, Gebäuden angelegt worden.
Beschreibung des Glashauses (Palmenhaus)
f13
Das 1888 fertiggestellte Glashaus
Die ursprüngliche Anlage der „vorgefertigten“
Eisen(Stahl)-Glas-Architektur besteht aus dem Mittelkubus mit Pyramidendach,
Turmaufsatz und äußerem Umgang: dem Palmenhaus. An den Mittelkubus
sind beidseitig, symmetrisch, sowohl in der Höhe als auch in der Breite
einmal abgestufte Seitenflügel mit Pultdächern angefügt:
ein großes und kleines Warmhaus im Südwesten und ein großes
und kleines Kalthaus im Nordosten.
Diese Eisen(Stahl)-Glas-Architektur lehnt
sich an der Nordwestseite an eine aus Ziegeln gemauerte, gegenüber
dem Glaushaus überhöhte, ebenfalls abgestufte Mauerscheibe, mit
an der Rückseite angebauten, gemauerten Funktionsräumen (Gartenbetrieb,
Heizung und Gärtnerwohnung) mit Holzdecken und Holzdachstuhl (abgestuftes
Pultdach) an. Die zwischen Funktionsräumen und Grundgrenze verbleibende
schmale Fläche bildet einen Wirtschaftshof mit gemauerten Pflanzbecken.
Um 1950 wurde diese Anlage im Südosten
zur Gartenseite hin um das Viktoriahaus und die ebenfalls symmetrisch,
parallel zur bestehenden Anlage angeordneten Warm- und Kalt-Sattelhäuser
erweitert.
In jüngster Zeit wurde an der Rückseite
der Mauerscheibe an der Nordostecke ein zusätzlicher Funktionsraum
angebaut.
Das Glashaus war funktionell in folgende
Bereiche gegliedert
Anlage 1888:
1 den Mittelkubus des Palmenhauses mit
Galerieumgang
2 das große Warmhaus
3 das kleine Warmhaus
4 das große Kalthaus
5 das kleine Kalthaus
6 die Funktionsräume an der Rückseite
7 vermutlich eine Schleuse als zentralem
Eingang in das Palmenhaus
Erweiterung um 1950:
8 das Viktoriahaus
9 das Warm-Sattelhaus
10 das Kalt-Sattelhaus
Erweiterung in jüngster Zeit:
11 mit zusätzlichem Funktionsraum
an der Rückseite (im Plan nicht dargestellt)
Abb.2.: Bauaufnahme
Zur Konstruktion
Die Mauerscheibe und die ursprünglichen
Funktionsräume (Kellergewölbe, Holzdecke und hölzerne Pultdachkonstruktion)
sind in Ziegelbauweise errichtet. Für die primäre Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion
dienen die Mauerscheibe und die raumbegrenzenden Parapet-Mauern als Auflager.
Diese primären Konstruktionselemente bestehen aus genieteten, schmucklosen
Gitterträgern, die in Längsrichtung durch einen gleichartigen
Gitterträger ebenengleich ausgesteift werden.
Die Glashaut
des Gewächshauses (T-Profile mit eingekitteten, hochrechteckigen Glastafeln)
ist in den Warmbereichen als Doppelverglasung, in den Kalthäusern
als Einfachverglasung ausgeführt. Sie ist direkt mit der Primärkonstruktion
verbunden und damit auch allfälligen Belastungen ausgesetzt.
Die um 1950 errichteten Häuser besitzen
eine geschraubte Primärkonstruktion aus Stahl-Normprofilen. Die Primärträger
sind im Bereich der Stege dem statischen Erfordernis durch Schweißung
angepaßt.
Alle Glasflächen sind außen
mit aufgeständerten aus- und einrollbaren Sonnenjalousien (Holzlattenrost)
ausgerüstet.
Erhaltungszustand
Die geringfügigeren Schäden
betreffen die Mauerstruktur: Es sind Auswirkungen der Bodenfeuchte im aufgehenden
Mauerwerk und
Putzschäden, die außen bei
den Dachanschlüssen und im Bereich der Anschlüsse der Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion
an die Parapetmauern durch
Niederschlagsfeuchtigkeit verursacht sind.
Innen sind die Putzschäden durch Kondensatbildung in den unterschiedlichen
Klimazonenentstanden.
Schwere Schäden betreffen dernZustand
der Eisen-(Stahl)-Glas-Konstruktion: Die Korrodierung einzelner Konstruktionselemente
ist sehr weit fortgeschritten und hat in einzelnen Bereichen ein kritisches
Maß überschritten. Durch Korrosion verursachte Verformungen
der Primärkonstruktion haben die Glaswand belastet und den Bruch zahlreicher
Glastafeln verursacht.
Bewertung
Zur städtebaulichen Situierung
Das bei der Anlage des Universitätsareals
am Universitätsplatz (Haupt- und Institutsgebäude) im Zuge der
Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts als städtebauliche Gestaltungsgrundlage
angewandte Pavillonsystem hat auf die Anlage in der Schubertstraße
keinen sichtbaren Einfluß ausgeübt. Auffallend ist vielmehr,
daß in der Schubertstraße für die Bebauung auf dem Gelände
des Botanischen Gartens sogar "gegensätzlich" rein sachliche Gründe
aus den Erfordernissen des Instituts- und Gartenbetriebes maßgebend
waren. Bei der Anordnung und beim Erscheinungsbild der nach und nach entstandenen
Bauten wird auf die in dieser Zeit durchaus übliche Repräsentation
verzichtet. Sie werden als Einzelbauwerke an den Grundgrenzen des Gartenareals
situiert und sind nicht auf die öffentlich wirksame Straßenfront
ausgerichtet.
Vergleicht man die Entstehungszeiten der
Villen in der Schubertstraße (11) mit den Entstehungszeiten
der Bauten auf dem Areal des Botanischen Gartens zeigt sich, daß
der Charakter der "gehobenen Wohnbebauung" frühzeitig zum dominierenden
städtebaulichen Prinzip wurde und nicht das bei den Universitätsbauten
am Universitätsplatz zugrundeliegende Pavillonsystem.
Im Commissionsakt des 2. Institutsgebäudes
von 1913 in der Holteigasse wird "der Anschluß an die villenartige
Verbauung" als Forderung verankert (12). Diese "villenartige Bebauung"
ist durch den individuellen Charakter von stilistisch unterschiedlichen,
freistehenden Einzelbauwerken inmitten großer Grundstücksareale
charakterisiert.
Das eben fertiggestellte Neue Glashaus
ist auch als Einzelbauwerk konzipiert, stellt aber "als Novum" den direkten
Bezug zum öffentlichen Raum durch seine Situierung an der Ecke Schubertstraße/Holteigasse
her.
Der Erweiterungsbau des 1. Institutsgebäudes
ist dagegen wieder an der nordwestlichen Grundgrenze situiert und tritt
nur durch den Verbindungsbau straßenseitig in Erscheinung.
Wie oben ausgeführt wurde zeigt der
ältere Baumbestand, daß der Garten von Anfang an botanisch funktionell
dem Institutsbetrieb entsprechend angelegt wurde und weder zu den einzelnen,
nach und nach errichteten Bauwerken im Gartenkonzept eine gestalterische
Beziehung aufgenommen wird, noch, daß bei der Bepflanzung auf das
Erscheinungsbild der Fassaden Rücksicht genommen wurde . Die Bepflanzung
orientiert sich an den Erfordernissen eines botanischen Gartens, es gibt
keine Hinweise für die Ausformung eines stilistischen Gartenkonzeptes.
Auch die zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Areal des Botanischen Gartens
errichteten Bauwerke stehen weder untereinander, noch mit dem Garten, in
einem erkennbaren gestalterischen Zusammenhang.
Das Glashaus (Palmenhaus)
Stilgeschichtliche Zuordnung und formales
Erscheinungsbild:
Das um 1888 (Bauleitung Adalbert Friedrich)
errichtete Glashaus entspicht den zu dieser Zeit in den Katalogen der Eisenkonstruktionswerkstätten
angebotenen, einfachen und zweckorientierten, als Serienprodukt vorgefertigten
Glashausanlagen mit Mauerscheibe (im Norden) und Pultdachkonstruktion ohne
besondere gestalterische Ausformungen im Detail. In dieser "Neuen Sachlichkeit"
in der Entwicklungsgeschichte der Gewächshäuser stehen ökonomische
und funktionale Überlegungen im Vordergrund und es werden traditionelle
Konstruktionssysteme umgesetzt.
Zeitgleich gibt es aber die parallele
Entwicklung von individuell gestalteten, die Möglichkeiten des neuen
Materials "Eisen" auslotenden und innovative Konstruktionssysteme erprobenden
Gewächshäusern, die als baukünstlerische Einzelbauwerke
entworfen werden. Sie werden in der Literatur als "Kostümfest der
Eisenarchitektur" charakterisiert. In diese Kategorie ist das von 1880-1882
ebenfalls von der Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz G. Gridl/Wien
errichtete "Große Palmenhaus" in Schönbrunn einzuordnen (13)
.
Die Entwicklung der Eisenarchitektur gliedert
sich im 19. Jahrhundert von 1830 bis 1850 in die Periode der Entfaltung
der industriellen Revolution mit der Einführung von Walzprofilen und
wird im Glashausbau als "die Zeit der Experimente" bezeichnet. Die Zeit
von 1850 bis 1870 wird von der industriellen Massenherstellung in den meisten
Produktionszweigen geprägt und bringt im Glashausbau den "Triumph
der *reinen* Konstruktion".
In den Jahren von 1870 bis 1900, die als
Periode "der weiteren Ausdehnung der Massenherstellung und Verfeinerung
der Fachwerkidee" gilt, dominieren in der Entwicklung des Gewächshausbaues,
die als "Kostümfest der Eisenarchitektur" charakterisierten
Einzelbauwerke (14).
Das beweist, daß der Bautypus des
Grazer Glashauses 1888 bereits als "einfacher und ökonomischer" Massenartikel
existiert, er wird von Werkstätten in Katalogen als Serienprodukt
angeboten und kann nicht mit den gleichzeitig entstehenden Prototypen im
Gewächshausbau gleichgesetzt werden.
Bei den Konstruktionselementen wird auf
jegliches schmückende Beiwerk radikal verzichtet. Die einzigen Dekorationselemente
am Grazer Gewächshaus sind die spiralförmigen Geländerverzierungen
und eine Firstbekrönung auf dem turmartigen Aufsatz des Palmenhauses.
Ein 1905 im Botanischen Garten in Innsbruck
errichtetes Glashaus ist in seiner Eisen-Glas-Konstruktion mit dem Grazer
Glashaus ident und bestätigt die Charakteristik der Serienproduktion.
Es wurde 1977 aufgrund irreparabler Schäden abgebrochen und durch
einen Neubau ersetzt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Innsbrucker
und dem Grazer Glashaus bestand nur in der Ausformung der örtlich
errichteten gemauerten Struktur, die in Innsbruck eine individuellere Gestaltung
und Detailausformung aufweist. Die Mauerstruktur in Graz besitzt dagegen
keine besonderen Gestaltungsmerkmale aus der Bauzeit (15).
Aus allen diesen Gründen ist das Grazer
Glashaus stilgeschichtlich sicher nicht als baukünstlerisches Einzelbauwerk
zuzuordnen, besitzt aber unabhängig vom Standort als Beispiel der
Serienproduktion in der Eisen-Glas-Konstruktion des 19. Jahrhunderts kulturhistorische
Bedeutung (16).
Durch den Zubau von 1950 (1944?) wird aber
der Typus des Glashauses der "Neuen Sachlichkeit" durch die Vergrößerung
der Anlage und die damit verbundene Maßstabsänderung empfindlich
gestört. Auch das Erscheinungsbild der Gesamtanlage und die unterschiedliche
Ausformung im Detail beeinträchtigen den Zeitcharakter des Bauwerks:
z.B. die unterschiedliche Verbindungstechnik von 1888 (Nietverbindungen)
und 1950 (Schraubverbindungen). Die Konstruktionselemente der Anbauten
von 1950 verweisen auf die Mangelsituation der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit.
Damit wird auch der "kulturhistorische"
Wert als Beispiel eines typischen Gewächshauses vom Ende des 19. Jahrhunderts
beinträchtigt und zumindest partiell aufgehoben.
Der schlechte Erhaltungszustand der Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion
resultiert aus den besonderen Anforderungen, die durch die unterschiedlichen
Klimazonen im Inneren an den Gewächshausbau gestellt werden.
Daher sind Primärkonstruktion und
Glashautanschlüsse die Bauteile, die der Korrosion besonders ausgesetzt
sind.
Der universitären Lehr- und Forschungsbetrieb
bedingt einen ständigen Betrieb: die Pflanzenbesiedlung. Durch das
Fehlen geeigneter Ausweichmöglichkeiten konnten daher die unbedingt
erforderlichen, kontinuierlichen Maßnahmen für den Korrosionsschutz
nicht durchgeführt werden.
Bei einer allfälligen Sanierung der
korrodierten Teile ist mit dem Verlust von ca 60-80% der originalen Eisen(Stahl)-Glas-Konstruktion
zu rechnen, wodurch sich, ganz abgesehen von der wirtschaftlichen Frage,
die Frage nach der "Authentizität" des geschichtlichen Zeugnisses
stellt.
Aus den oben angeführten Gründen
ergibt sich daher, daß:
1.) der Standort keine ablesbare Bedeutung
für das Glashaus hat,
2.) das Glashaus kein baukünstlerisches
Einzeldenkmal ist,
3.) der kulturhistorische Wert (Zeugnischarakter)
durch die Schäden am Bauwerk weitestgehend aufgehoben ist.
Das bedeutet, daß die Unterschutzstellung
als Denkmal als nicht mehr gerechtfertigt zu werten ist.
(1) Achleitner / S. 364
(2) Achleitner / S. 340
(3) ( z.B.: Nr. 34 - 1909-11
/ Nr. 35 - 1888 / Nr. 37 - 1873 / Nr. 45 - 1878 / nr. 58 - 1893 / Nr. 60
- 1894 / Nr. 62 - 1896 / Nr. 68 - 1908 / Nr. 73 - 1891 u.a.; Achleitner
/ S. 416 und 2 - Bauer-Liebmann / S. 49 ff.
(4) Kohlmaier / Sartory
/ S. 112
(5) Dimitriou / S. 109
(6) Bauakte im Stadtarchiv
(7) Bauakte im Stadtarchiv
(8) Bauakte im Stadtarchiv
(9) Siehe Planbeilage im
Anhang
(10) Nach zwei unterschiedlichen,
mündlichen Aussagen wurde der Erweiterungsbau des Glashauses 1944
und um 1950 vorgenommen.
(11) z.B.: Nr. 34 - 1909-11
/ Nr. 35 - 1888 / Nr. 37 - 1873 / Nr. 45 - 1878 / nr. 58 - 1893 / Nr. 60
- 1894 / Nr. 62 - 1896 / Nr. 68 - 1908 / Nr. 73 - 1891 u.a.; Achleitner
/ S. 416 und 2 - Bauer-Liebmann / S. 49 ff.
(12) Achleitner / S. 340
und Bauakte im Stadtarchiv.
(13) Kohlmaier / Sartory:
Palmenhaus Wien, Schönnbrunn, F. Von Sengenschmid 1880-1882:
Seite 496-498, 732-738
(14) Kohlmaier / Sartory:
S. 104 ff.).
(15) Kohlmaier / Sartory:
Botanischer Garten, Palmenhaus / Innsbruck 1905: Seite 112, 361-362,
624-625 ).
(16) Bouvier / Neuwirth:
S. 338
LITERATURANGABEN UND ZITATE
Achleitner, Friedrich:
Österreichische Architektur im 20.
Jahrhundert
Band II - Residenz Verlag 1983
"Von großem Einfluß auf die
städtebaulichen Entwicklungen und die Prägung ganzer Quartiere
waren die Situierungen öffentlicher Anlagen, wie etwa der Universität
(ab 1870), der Technischen Hochschule (ab 1885) oder des Landeskrankenhauses
(ab 1904). Vor allem zwischen Universität und Landeskrankenhaus entstand
ein stadtnahes *gehobenes Wohnviertel* und eine der wenigen größeren,
relativ einheitlich bebauten Zonen, die sich bis zum Hilmteich erstreckt."
(Seite 340)
"Das Hauptgebäude mit den Institutsbauten
(ab 1870) gehört zu den typischen monumentalen Universitätsanlagen
im Pavillonsystem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, für
die vor allem die Renaissance (später der Barock) das architektonische
Vokabular zur Darstellung der Bildungstradition geliefert hat." (Seite
364)
Bauer-Liebmann, Helga:
Die Villen in der Grazer Schubertstraße
HDA-Dokumente zur Architektur Nr. 5/95,
Seite 49 ff.
Bouvier, Friedrich / Neuwirth Holger:
Ingenieurkunst und Eisenarchitektur /
ERZ und EISEN in der Grünen Mark
Katalog zur Landesausstellung 1984, Seite
338
"Ihren klarsten Ausdruck fand die Transparenz
dieser Konstruktionen bei den Glashäusern in der Funktion als Gewächs-
und Treibhäuser, die vorwiegend aus standardisierten Fertigteilprodukten
hergestellt wurden. Hier ist besonders das Palmenhaus im botanischen Garten
der Grazer Universität zu nennen, das wie das Palmenhaus in Schönnbrunn
von der k.k. Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz G. Gridl in Wien vermutlich
auch um 1882 ausgeführt wurde. Das Projekt für den geplanten
Neubau desselben (Volker Giencke) setzt die Tradition des Glashausbaues
in die Gegenwart fort."
Dimitriou, Sokratis:
Stadterweiterung von Graz - Gründerzeit
Leykam-Verlag, Graz-Wien 1979, Seite 109
"Letzterer ( Wilhelm von Rezori ) war
auch für die Errichtung der noch ausständigen Naturwissenschaftlichen
Institute (1896-99) und des Botanischen Institutes (1898-99) zuständig,
das sich außerhalb des Universitätsareals befindet.
Kohlmaier, Georg / Sartory, Barna von:
Das Glashaus - ein Bautypus des 19. Jahrhunderts
Prestel-Verlag, München 1981
Palmenhaus Wien, Schönnbrunn, F.
Von Sengenschmid 1880-1882 (Seite 496-498, 732-738)
Botanischer Garten, Palmenhaus / Innsbruck
1905 (Seite 112, 361-362, 624-625)
Pläne: Bauaufnahme G. und W. Wratschko
Fotos: H. Neuwirth 1 bis 8 1984 / 9 bis
31 1995 |