Iran - Lehm als zeitloser Baustoff
Holger Neuwirth


LEHM ALS ZEITLOSER BAUSTOFF - IM REGIONALEN UND HISTORISCHEN ZUSAMMENHANG

 



Archäologische Grabungen und bestehende Denkmäler belegen für Persien einen historischen Zeitraum von ungefähr 7000 Jahren. Einer der ältesten, bekannt gewordenen Siedlungsplätze, der in unserem Jahrhundert einer genauen Untersuchung unterzogen wurde, ist der Tepe (=Hügel) Sialk (1/2), unweit der Stadt Kashan in Zentralpersien, in unmittelbarer Nachbarschaft eines der bedeutensten Gärten der Safawidenzeit, des Bagh (=Garten)-i-Fin.

Trotz des sehr unterschiedlichen Baualters verbindet diese drei Orte der gemeinsame Baustoff Lehm, der vorwiegend als luftgetrockneter, quadratischer Ziegel, sowohl bei den Wohnhäusern von Sialk Il (4000 vuZ), später bei der Zitadelle von Sialk Ill (3500 vuZ), als auch in der um die Zeitenwende gegründeten Stadt Kashan Verwendung fand und noch heute findet.


TEPE SIALK
Das von Roman Ghirshman 1933-1937 untersuchte Grabungsgelände beinhaltet zwei Siedlungshügel und eine Nekropole. Der nördliche Hügel - Sialk l (ca 5000-4500 vuZ) - gehört zu den ältesten bekannten Siedlungen aus Voriranischer Zeit. Steinäxte, Metallarbeiten und nicht gedrehte Töpferarbeiten zählen zu den Funden; die Toten wurden rot gefärbt und in Hockgräbern unter den einfachen hölzernen Behausungen beigesetzt.

In der Zeit von Sialk Il (ca 4000 vuZ) gibt es Stampflehmbauten, die von Lehmziegelbauten abgelöst werden. Auf Töpferscheiben gefertigte Keramik mit Tierdarstellungen und die zunehmende Verwendung von Metallgegenständen (Bronze) begleiten diese Periode. Dann wurde der Nordhügel verlassen und auf dem Südhügel eine größere Ansiedlung gegründet (Sialk III / 3900-3000 vuZ). Es existieren bereits weitreichende Handelsbeziehungen bis zum Persischen Golf, die Häuser werden aus rechteckigen Lehmziegeln - wie sie noch heute Verwendung finden - mit nach außen stützpfeilerbewehrten Mauern errichtet und weiß bemalt. Kunstvolle Keramik und reiche Grabbeigaben kennzeichnen diese Periode, die mit einer gewaltigen Feuersbrunst - deren Aschenschicht gefunden wurde - endet.
Nach einer Kluft von annähernd 2000 Jahren kommt es neuerlich zu einer Invasion aus Nordost, die neuen Siedler beherrschen die Kunst der Eisenverarbeitung. Ca1000 vuZ (Sialk IV) wird die Hügelkuppe eingeebnet und ein befestigter Herrensitz mit Steinfundamenten und mit Mauern, die aus abwechselnden Scharen von Lehmziegeln und Steinen bestehen, errichtet. Um den Herrensitz entwickelt sich eine Ansiedlung und der gesamte Südhügel wird mit einer durch Türme verstärkten Mauer befestigt. Die Toten werden in einer eigenen Nekropole außerhalb der Stadt beigesetzt.
Zwischen dem 9. und 8. Jahrhundert wird die Ansiedlung angegriffen und zerstört, die Stätte bleibt verlassen und in der Folge bis in unsere Zeit nicht wieder besiedelt.

Fig. 1: Sialk IV

Begünstigt durch das aride Klima der Salzwüste (Dasht-i-Kavir) haben die Ruinen von Tepe Sialk bis heute überdauert. Aber jährlich lösen die Regenfälle des Frühjahrs die lange verlassenen Bauwerke langsam auf, die lehmigen Sturzbäche befördern den Baustoff zurück in die tiefer gelegenen Gräben und Mulden, geeignet zu neuer Verwendung (3/4).

B A G H - I - F I N
Neben Tepe Sialk liegt der Bagh-i-Fin, ein Paradiesgarten, der aus dem nahen Kuhrud-Gebirge reichlich Wasser erhält, das in einer kunstvollen, ziegelgewölbten Brunnenanlage den einzelnen, terrassenartig angelegten Wasserbecken zugeführt wird (5) und in den luftigen, mit farbigen Fliesen sparsam dekorierten Ziegelpavillons - auch während der glühenden Sommerhitze - angenehme Kühle verbreitet (6). Der Garten ist eine Gründung aus der Safawidenzeit (um 1600 nuZ), in der er der königlichen Jagdgesellschaft als Stützpunkt diente, wenn diese aus der Residenzstadt Isfahan kommend in das Kuhrud-Gebirge unterwegs war.
Die Gartenkunst besitzt in Persien eine lange Tradition, die, beginnend bei den symmetrischen Anlagen der Achämeniden (500-300 vuZ), im Shahnameh des Firdausi, über den Palastgarten der Sassaniden (200-600 nuZ) mit zentralem Pavillon am Schnittpunkt seiner Achsen, im Paradiesgarten des Islam ihre ungebrochene Bedeutung besitzt. Der Garten ist als umschlossener Bereich mit schattenspendenden Bäumen, die einen zentralen Pavillon umgeben, als irdisches Paradies konzipiert, das nach außen in die Natur überleitet, nach innen im Schnittpunkt der 4 Richtungen, in der Quelle sein Zentrum besitzt (Fig.3). Das Wasser ist zugleich Medium für die Reinigung, die für das Gebet im Islam unerläßlich ist, und für sich selbst das absolute, reinigende Wasser als Wasser des Lebens - die reine Quelle des Geistes. Unter der Herrschaft der Qajaren (1796-1925), die von Teheran aus regierten, wurde der Garten im frühen 19. Jhdt. restauriert, im königlichen Bad an der Süd-Ostecke der Anlage wurde 1853 im Auftrag von Nasr-ud-din Shah der reformerische Wesir Mirza Taqi Khan ermordet.


Fig. 2: Bagh-i-Fin / Gartenteppich 18. Jhdt.

Auf dem Weg nach Kashan (13/14) - die Stadt befindet sich in 7km Entfernung steht linker Hand allein und weithin sichtbar ein Chahar Taq (7). Uber vier offenen Bögen, deren Eckpfeiler an der Basis durch Rundbauten verstärkt sind (Quadrat) erhebt sich ein zentrales Kuppelgewölbe (Kreis). Der Konzeption nach ein Mandala (Kosmogramm), verliert sich sein Ursprung in Persien in mythischer Zeit. Erhalten sind Beispiele in den sassanidischen Kultzentren, in ihrer Mitte brannte das geheiligte Feuer der Zarathustrier. In die Welt der islamischen Formen wurde er auf Grund seiner hervorragenden Bedeutung übernommen und zum architektonischen Symbol für die Quadratur des Kreises.
"Das kubische Volumen der Basis gesehen als Mensch, die Erde oder das irdische Paradies, ist das höchste Symbol für Unbeweglichkeit (Materie) und äußerlichste Manifestation des Schöpfers. Seine vier Pfeiler beschwören die vier Elemente, vier Richtungen, vier Winde, vier Jahreszeiten und die vier Farben. Über diesem rektangulären Raum ist die kreisförmige oder sphärische Kuppel - als Form ohne Anfang und ohne Ende - reine Qualität, sie symbolisiert die Beweglichkeit des Geistes. Der einzige Bezugspunkt ist ihr Zentrum, durch welches sich eine metaphysische Achse entwickelt, die die Verbindung zum Quadrat darunter herstellt. In der Chahar Taq Moschee bildet der Mihrab den Bezugspunkt, im Gartenpavillon die zentrale Quelle und im Mausoleum das Grab des Heiligen (The Sense of Unity; p.75)."

KASHAN
Mit Zeugen der Sassanidenzeit, mit ihren Moscheen und mit dem großen Bazar, die sich in einzelnen Bauteilen bis zur Zeit der Seldschuken (ca 1000-ca 1218 nuZ) zurückverfolgen lassen, wurde Kashan nach der Zerstörung durch die Mongolen am Beginn des 13. Jhdts. von diesen erneuert und erlebte als Teppich-, Töpfer- und Fliesenzentrum einen neuen Höhepunkt. Noch heute sind Teile der Stadtmauer erhalten, die den historischen Stadtraum begrenzen. Die Idee des Stadtzentrums wurde in der islamischen Stadt übernommen, aber als "einzelner Punkt im Raum in seiner zeitlichen Verlagerung" entsteht die Linie; der "Bazar" als linear-zentrales Element. Daraus entwickelte sich ein Planungskonzept, das sowohl ständigen Wandel als auch wechselndes Wachstum akzeptiert. Der Bazar verbindet als Lebensnerv den Palast, die große Moschee und eines der Stadttore. Entlang dieser Achse und in unmittelbarer Nachbarschaft werden die vitalen Elemente der Stadt - Bäder, Schulen, Herbergen, Mühlen, Bäckereien, Wasserzisternen, Teehäuser und die Handels- und Handwerksbetriebe- angeordnet. Dieses Gefüge repräsentiert den religiösen, politischen, finanziellen und sozialen Zusammenhang der traditionellen islamischen Stadt (The Sense of Unity; p.93).
Die architektonischen Mittel sind fast ausschließlich auf ein Material (Lehm) und eine Konstruktionsart (gerüstlose Wölbung) beschränkt (8/9/10/11/12), die Vielfalt des Stadtraumes resultiert aus der geometrisch - rythmischen Wiederholung weniger Elemente in Raum und Zeit, jederzeit veränderbar und trotzdem geschlossenes Ganzes. Die serielle Abfolge einzelner in sich symmetrischer Räume kulminiert im asymmetrischen Gleichgewicht; die ineinander fließenden Räume entsprechen musikalischer Gesetzmäßigkeit. Mit der material- und konstruktionsbedingten Gleichförmigkeit des äußeren Erscheinungsbildes kontrastiert die Formenvielfalt und der Farbenreichtum des Innenraumgefüges.


Fig. 3: Teilbereich des großen Bazars in Kashan

In unmittelbarer Nachbarschaft gelegen, zeigen diese Beispiele eine Fülle von geistigen Konzeptionen, mit deren Hilfe der Mensch auf die befruchtenden und zerstörerischen Wechselfälle der Geschichte reagiert hat. Konzepte, die das einfache Wohnhaus, die Paläste der Herrschenden und die Kultbauten bestimmt und geformt haben und durch deren Erforschung wir das Schicksal vergangener Gesellschaften zu unserem eigenen Nutzen analysieren können.
Der geografische Ort zeigt, wie der Mensch - an der Nahtstelle zwischen Wüste und Gebirge - auf die topografischen und klimatischen Gegebenheiten reagiert und aus der Gegensätzlichkeit eine Überlebensbasis geschaffen hat, die sich über einen Zeitraum von 7000 Jahren erstreckt.
Kashan, die Stadt im Spannungsfeld zwischen der Wüste, die für die islamische Mystik eine nicht zu übersehende Komponente darstellt, und dem Paradiesgarten, der ihren Gegenpol bildet, hat Shah Abbas, der Safawidenherrscher, zu seiner letzten Ruhestätte bestimmt. Mit seinem Namen ist für die Baukunst vor allem der Ausbau von Isfahan zur Hauptstadt seines Reiches verbunden, die - nach zeitgenössischen Berichten eines französischen Diplomaten am Hofe - zu den größten Wundern dieser Welt gehört.


I S F A H A N
M A S J I D - I - J A M I
Die Freitagsmoschee (Masjid-i-Jami) in Isfahan repräsentiert eine Baugeschichte von über 1000 Jahren und spiegelt in ihrem Erscheinungsbild, wenn man es zu lesen versteht, die gesamte Entwicklungsgeschichte der islamischen Baukunst in Persien - von der Abbasidenzeit, über die Seldschuken- und Mongolenzeit bis zur Safawidenzeit - wieder. Sie ist ein gewachsenes Baudenkmal im engen Gassengeflecht der islamischen Stadt.


Fig. 4:Grundrissentwicklung der Freitagsmoschee in Isfahan

Man betritt sie durch eine schmale Pforte und gelangt durch eine spärlich belichtete Säulenhalle (16/17/18) deren einzelne Joche jeweils ein individuelles Ziegelgewölbe aufweisen, in den weitläufigen Innenhof, in dem die Baukörper der Anlage durch die blaudominierte Fliesenverkleidung transzendiert werden (15). Gebrannter und ungebrannter Lehm als Baustein und in  veredelter Form für die Fliesenverkleidung der Anlage im inneren Bereich (29). Der nördliche Kuppelraum, den man durch  eine weitläufige Säulenhalle erreicht (19), mit einer Trompenlösung, die den  quadratischen Raum in einen oktogonalen Tambour und in der Folge in das kreisrunde Kuppelgewölbe überleitet, ist ein vollendeter Ziegelbau des 11. Jahrhunderts, zusammen mit den im 12.Jahrhundert errichteten lwanen des Innenhofes verweist er auf die sassanidischen Wurzeln der islamischen Baukunst in Persien (28). Ab dem 12. Jhdt. werden die ersten Moscheen, zu deren frühen Beispielen die Freitagsmoschee in Isfahan zu zählen  ist, nach dem 4-lwan-Schema gebaut, dessen Ursprung im Palastbau der Sassaniden nachvollzogen werden kann.
Analog ist das erste Beispiel aus islamischer Zeit der königliche Palast in Lashkari Bazar (Afghanistan) des Mahmud von Ghazni, der zwischen 999 und 1030 nuZ errichtet wurde. Ein geschlossener Ehrenhof besitzt in der Mitte von jeder der 4 Hoffassaden einen gewölbten lwan, eine überdimensionierte zum Hof offene Bogennische, der einer klaren Hierarchie zugeordnet ist. Der nördliche lwan dominiert als Zugang zum quadratischen Thronsaal den westlichen und östlichen, der südliche betont den Zugang zum Ehrenhof. Nach diesem 4-lwan-Schema wird nach dem Brand von 1120 nuZ unter der Herrschaft der Seldschuken noch vor der Mitte des 12. Jhdts, der Innenhof der großen Freitagsmoschee in Isfahan neu gestaltet. Der südwestliche lwan wird als Zugang zum Gebetssaal mit dem Mihrab besonders hervorgehoben; zur selben Zeit wird die hölzerne Dachkonstruktion der Säulenhalle durch Gewölbejoche aus Ziegeln ersetzt. Verläßt man die Freitagsmoschee, gelangt man durch die Ziegelgewölbe des großen Bazars zum Zentrum der safawidischen Stadt, dem Maydan (=Platz)-i-Shah, den man an der Nordseite betritt (Fig.6).


MAYDAN-I-SHAH
Shah Abbas I. (1587-1629), der 1598 seine Residenz nach lsfahan, das in der Geschichte schon des öfteren Hauptstadt war, verlegt, gibt der Stadt ein neues Zentrum mit dem "Patz des Königs", der an die überlieferte, rechteckig geschlossene Form des Ehrenhofes anknüpft (20). Unter dem Einfluß der schiitischen Philosophen als Berater mit denen er sich umgibt wird "seine" Stadt als Abbild des Paradieses nach den Beschreibungen des Koran konzipiert. An der westlichen Platzfront befindet sich der Ali Qapu, als Auftakt und "Hohe Pforte" des kaiserlichen Palastbezirkes (21/22), mit dem 40 Säulenpalast (23/24) und dem Pavillon der 8 Paradiese (Hesht Bihesht) inmitten weitläufiger Gartenanlagen. Dem Ali Qapu direkt gegenüber, an der Ostfront, dominiert die Masjid (=Moschee)-i-Shaykh Lutfullah, die durch die Asymmetrie der Anlage und durch den ockerfarbigen Glanz ihrer Kuppel hervorsticht. 1602 als privater Gebetsraum des Königs begonnen, besticht dieses Bauwerk durch die gelungene Integration von Detailausbildung und einfacher Baugestalt (25). Durch das zentrale Portal in der gegenüber den Läden zurückversetzten Platzfront mit blauen Fliesendekor betritt man einen schmalen Gang, der an zwei Seiten den Gebetsraum flankiert, so daß man diesen dem Mihrab gegenüber betritt. Im quadratischen Gebetsraum ist der Übergang zum Kreisrund der zentralen Kuppel in einer perfekten Geometrie mit großer Einfachheit gelöst.


Fig. 5: Grundriss der Masjid-i-Shaykh Lutfullah

M A S J I D - I - S H A H
Die Südfront des Maydan-i-Shah wird von der Toranlage der Masjid-i-Shah (Moschee des Königs) mit lwan und Doppelminarett bestimmt. Sie wurde in den Jahren 1612 bis 1630 von Ustad (=Meister) Ali Akbar lsfahani errichtet und ist dem Mahdi (dem verborgenen 12. Imam der Schiiten), der am Ende der Zeiten erscheint um den ewigen Frieden zu bringen, gewidmet und bildet den absoluten Höhepunkt der safawidischen Baukunst. Die Nord-Süd-Achse des Platzes findet mit dem polychromen, gegenüber der Platzfront zurückversetzten Portal der Toranlage ihr Ende und wird noch im Torbau in die durch Mihrab und Qibla-Wand bestimmte Richtung verwandelt; die dadurch entstehende Asymmetrie der von der großen Kuppel dominierten Gesamtanlage - in Bezug auf ihr urbanes Umfeld - unterstreicht ihre übergeordnete Stellung (26). Die Toranlage mündet in den nordöstlichen lwan, des nach dem überlieferten 4-lwan-Schema konzipierten Innenhofes, dessen Proportion auf dem pythagoräischen Dreieck (3/4/5) aufbaut, das in seiner Zahlensumme auf die Widmung verweist. Die den gesamten Innenhof umschliessenden Platzwände mit den 4 lwanen, den Portalwänden der den Gebetsraum flankierenden Säulenhallen und den Doppelarkaden, sowie der Gebetsraum und die Säulenhallen sind über die gesamte Flache mit polychromen Fliesen verkleidet (1,5 Millionen Fliesen 23/23) und verwandeln diesen in den Garten des Paradieses, dessen reale Erscheinung im Spiegel der zentralen Wasserfläche - dem Brunnen des Paradieses - aufgehoben wird.

Fig. 6: Masjid-i-Shah / die dunklen Flächen zeigen den Fliesendekor

Über dem quadratischen Gebetsraum mit 4 Trompen erhebt sich die zweischalige Kuppel (21m lnnendurchmesser / 28m Außendurchmesser), deren äußere Schale die innere Kuppel um 16m überragt und eine Höhe von 54m erreicht und in ihrer äußeren Erscheinung die urbane Dominanz der Gesamtananlage bestimmt, der grüne mit Arabesken durchzogene Fliesendekor verwandelt die Kuppel in die Krone des Lebensbaumes im Garten des Paradieses in dessen Schatten der Mihrab den zentralen Ort bestimmt. Der polychrome Fliesendekor, der in der Geschichte der Baukunst als einmalig bezeichnet werden muß und dessen Technologie für die Errichtung dieser Bauwerke weiterentwickelt und verfeinert wurde, erreicht bei der Masjid-i-Shah seine höchste Vollendung (Fig.9). Die Übereinstimmung von Orientierung im Stadtgefüge, Baukörper, Baustoff und Dekor ergibt eine gestalterische Einheit, die auf der Grundlage bewußt formulierter, geometrischer Gesetzmäßigkeiten, deren Begründung aus der islamischen Überlieferung abgeleitet werden kann, konzipiert ist und deren zeitlose Einmaligkeit sich auch heute noch beweist (27).


QUELLEN:
Nader Ardalan / Laleh Bakhtiar: "The Sense of Unity";
The University of Chicago Press, Chicago and London 1973
Centre Georges Pompidou: "Des Architectures de Terre"; Paris 1981
Alfons Gabriel: "Religionsgeographie von Persien";
Kommissionsverlag Brüder Hollinek, Wien 1971
John Hoag: " Islamische Architektur";
Electa Editrice Mailand-Belser Verlag Stuttgart, 1976
Elisabeth Blair MacDougall und Richard Ettinghausen: "The Islamic Garden";
Dumbarton Oaks / Trustees for Harvard Univ, Washington, D.C. 1976
Sylvia A. Matheson:" Persia: An Archaeological Guide";
Faber and Faber, London 1972
Henri Stierlin:" Architecture de I'Islam";
Office du Livre, Fribourg 1979
Donald Newton Wilber: "Persian Gardens an Garden Pavilions";
Ch.E. Tuttle Company, RutlandVermont-Tokyo,Japan; 1962
Fotos: H. Neuwirth

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Vortrag in der Reihe "Lehmarchitektur" an der TU Graz / Institut für Hochbau; 1982
Veröffentlicht in "Gespräche an der Fak.f. Architektur", 1995